@ Belbara:
Das stimmt!! Der volle Name ist Betws-y-coed, also die 'Kapelle des Waldes'. Liegt von uns aus gesehen auf der anderen Seite der Snowdonia Berge und ist eines der Hauptzentren fuer Touristen, im Sommer total ueberlaufen. Da fahren wir morgen auf dem Weg zum Ritual durch.
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Deine Anmerkungen zu alten Braeuchen finde ich hoechst angebracht. Mit den sich staendig aendernden Zeiten bin ich ebenfalls dafuer dass man gruendlich untersuchen muss welche Braeuche heute noch relevant sind und ich wuerde gerne sehen dass sich neue Traditionen entwickeln.
Die Sache mit den Kerzen geht auf einen Brauch zurueck der erst mit der Einfuehrung von elektrischem Strom zum Erliegen kam. Mit dem Ende des Winterhalbjahres wurden in vielen Haushalten in Westwales die Wachskerzen durch hoelzerne ersetzt als Zeichen dass von nun an das Abendessen nicht mehr bei Kerzenlicht gegessen werden musste. In wohlhabenderen Haushalten gab die Magd ihrer Herrin symolisch eine Kerze zurueck als Zeichen dass von nun an die Familie vor dem Einfall der Dunkelheit zu Bett geht. In der Regel war dies dieselbe Kerze die die Herrin im September ausgegeben hatte. Nun magst du zwar denken dass das alles alter Kitsch ist aber ich kann dir sagen dass ich nur zu gut weiss was es bedeutet mit ausschliesslich Kerzenlicht zu leben. Bis letzten Monat hatten wir noch Gillian's Elternhaus in Lancashire wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hat. Das kleine Landhaus war ueber 300 Jahe alt und stand abgelegen zwischen Feldern in einem kleinen Waeldchen, ohne Strom- und Hauptwassseranschluss, nur schwer ereichbar ueber einen mehr als holprigen Waldweg. Bis zum Tode ihrer Mutter vor 6 Jahren hatten wir dort noch geraume Zeit verbracht, und Kerzen waren das einzige Licht bei dem wir gekocht, gegessen, gelesen, gewascht ...... haben. Dort zu leben war wie eine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen doch dafuer hatten wir da eine Freiheit von der Stadtbewohner nur traeumen koennen. Leider haben jugendliche Vandalen Anfang Februar das Haus in Brand gesetzt und ein Haufen Geroell zwischen den zwei Giebelwaenden ist alles was uebrig ist. Doch hoffen wir das wir 'Drybones' (angel-saechsisch fuer Drei Wege) in einigen Jahren, wenn unser Sohn sein Studium beendet hat, wieder aufbauen koennen, wenn auch in modernerer Form.
Beim recherchieren dieser Braeuche ist mir erst so richtig klar geworden welche einschneidende Veaendeung in unserer Lebensweise die Einfuehung von Elektrizitaet gebracht hat. Auf der einen Seite haben wir zwar die Freiheit das wir praktisch alles moegliche zu praktisch jeder Zeit machen koennen aber andereseits hat dies auch dazu gefuehrt dass wir nicht mehr wirklich mit dem Rhythmus der Natur leben. Diese Abgeschnittenheit von den natuerlichen Zyklen bedeutet fuer die einen Fortschritt und fuer die anderen eine Tragoedie. Versuche selbst immer noch meinen Platz in diesem Spektrum zu finden das wohl irgendwo in der Mitte liegt. Von daher sehe ich das Einbauen des Kerzentauschs in unser Ritual als Erinnerungsstuetze dass wir trotz allem immer noch den Gesetzen der natuerlichen Welt unterliegen und wir unseren erst vergleichsweise kuerzlich errungenen Komfort nie als selbstverstaendlich oder gottgegeben betrachten sollten.
Hoffe ihr koennt mir noch folgen!
Nos da,
Holger