Zurück zum weniger naturwissenschaftlichen und eher spirituell-philosophischen Ansatz:
Aus der sozusagen gegenteiligen Erfahrung heraus, nämlich dem kürzlichen Tod eines mir nahe stehenden Menschen, bin ich zu folgenden Gedanken gekommen:
Das Leben beginnt nicht - und endet nicht.
Es IST.
Aber es verändert sich - ständig, im ewigen Kreislauf.
Empfängnis, Geburt, Kindheit, Jugend, Erwachsenendasein, Alter, Greisentum, Tod, ... Wiedergeburt? ...
All das sind nur unterschiedliche Stadien und Formen des (menschlichen) Lebens.
Ob eine Seele, die ansetzt, sich in einem (menschlichen) Mutterleib zu inkarnieren, nun dort bleibt oder nicht, aus welchen Gründen auch immer, sich gebären läßt (sich selbst gebiert?) oder nicht, ändert nichts an dem Prinzip des Lebens, sondern nur an seiner Form.
Die Frage, die hier ursprünglich gestellt wurde, lautet eigentlich (m.E.):
1. Wann beginnt INDIVIDUELLES Leben? Wann beginnt Individualität? Und wann endet sie?
und
2. Welche Form und welche Phase des menschlichen Lebens achten wir wie hoch?
Individualität vs. Kollektivität vs. einem integralem Begriff von Leben?
Und das scheint mir absolut kulturabhängig zu sein.
Die Zeiten, in denen weise alte Menschen den höchsten Status hatten, sind vorbei.
Heutzutage hat Jugend den höchsten Stellenwert.
Und Individualität einen höheren als Kollektivität - Letzteres aber noch nicht sehr lange.
In Zeiten, als es noch keine Empfängnisverhütung gab, aber eine hohe Kinder- (und Mütter-!) Sterblichkeit, hatten Kinder auch sicherlich einen geringeren Stellenwert als heute, so "brutal" uns das vorkommen mag - oder zumindest einen anderen.
Und es galt abzuwägen: Das Leben des Kindes gegen das der Mutter; das Leben bereits vorhandener Kinder gegen das des neuen; das (Über)Leben der Familie gegen das des (individuellen) Kindes, Menschen... usw.
Nach welchen Kriterien wägt unsere heutige Gesellschaft ab? Und nach welchen tun WIR es?
Wann beginnt Leben, wann endet es?
Und was ist überhaupt Leben?
Und damit gebe ich in meiner ach so menschlichen Trauer das Wort wieder ab an die Naturwissenschaftler.
Angelika